Vom Truppenübungsplatz zum Naturschutzgebiet


"Halboffene Weidelandschaft" Schmidtenhöhe

 

In vergleichbaren Fällen hat sich eine Ganzjahresbeweidung mit Robustrindern und Pferden als wirkungsvolle Gegenmaßnahme zur fortschreitenden Verbuschung herausgestellt. Dieser Ansatz der sogenannten „Halboffenen Weidelandschaft“ wird seit 1997 vom NABU Rheinland-Pfalz in Kirchheimbolanden mit großem Erfolg durchgeführt. Die Erfahrungen aus den über 100 bundesweit umgesetzten Projekten sind außerordentlich positiv.
Die Verbuschung wird aufgehalten und die Artenvielfalt wesentlich erhöht.
Warum ist das so?
Anders als bei einer klassischen Viehweide mit rund fünf erwachsenen Rindern pro Hektar ist die Besatzdichte bei der Halboffenen Weidelandschaft mit 0,3 bis 0,8 Großtieren je Hektar vergleichsweise gering. Dadurch wird im Sommer nicht alles kahl gefressen, Blütenpflanzen können ihre Samen entwickeln. Die im Sommer übrig bleibende Vegetation bietet den Tieren im Winter Nahrung. In den Wintermonaten müssen sie aber auch auf Brombeerbüsche, Schlehen und Gehölze zurückgreifen. Dadurch wird die Verbuschung wirkungsvoll gebremst. Es entsteht langfristig ein kleinräumiges Mosaik von Wiesenflächen mit immer wieder eingestreuten einzelnen Buschgruppen, Bäumen, Waldriegeln und Feldgehölzen. Ein Savannencharakter wird sich einstellen.

Gleichzeitig wird die Vegetation in und um die Tümpel von den Tieren gefressen. Dadurch entstehen durch das Gewicht der großen Tiere Kleinstrukturen in den Gewässern, die den gefährdeten Amphibien den Lebensraum erhalten. Im Dung der Tiere leben viele Käfer, die wiederum vielen Vogel- und Fledermausarten als Nahrung dienen. Durch diese Vielfalt an Strukturen können sehr viele unterschiedliche Tierarten eine Heimat finden. Beim Geo-Tag der Artenvielfalt 2007 wurden in einer Halboffenen Weidelandschaft in Thüringen mit 2.475 Tier- und Pflanzenarten so viele Arten gefunden wie bei keinem Geo-Tag zuvor. Dies zeigt, dass dies ein die Biodiversität fördernder Ansatz ist.

Heckrinder, Wasserbüffel und Koniks

gestalten die Schmidtenhöhe

 

Die Aufgabe des NABU ist es, die Tiere in den nächsten Jahren zu betreuen, so wie wir dies mittlerweile in den 6 Beweidungs-Projekten Schmidtenhöhe_Koblenz, im Westerwald sowie in der Pfalz tun. Dies bedeutet, dass wir die Tiere einmal am Tag begutachten müssen, um festzustellen, ob sich ein Tier eventuell verletzt hat. In diesem Fall muss eine tierärztliche Behandlung eingeleitet werden. Auch der aus drei Drähten bestehende Elektrozaun muss regelmäßig kontrolliert werden. Neben der hauptamtlich tätigen Tierbetreuerin auf unserem größten Beweidungsprojekt der Schmidtenhöhe, sind die auf Mini-Job-Basis eingestellten Tierbetreuer in den anderen Projekten und ehrenamtliche Mitarbeiter mit dabei, die uns helfen. So muss für Schneelagen im Winter und Extremwetterlagen Bio-Heu zugefüttert werden. Wie bei allen Hausrindern muss auch bei den Robustrassen einmal im Jahr eine eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, dies dient dem Tierseuchenschutz.

Hierfür müssen aber unsere Tiere händelbar, umgänglich und mit der Fanganlage, das zentrale Element eines jeden Beweidungsprojektes (!) vertraut sein und dort mit Ruhe hinein gebracht werden. Voraussetzung dafür, das unsere Tiere diese Anlage als positiven Ort gerne aufsuchen, es muss sicher und ausreichend Platz für alle Tiere sein!

Am 21. September 2009 hat Umweltministerin Conrad, die für das Projekt den Zaunbau, die Tierunterstände und weitere Initialmaßnahmen förderte, mit der Freilassung der Konikpferde den offiziellen Startschuss gegeben. Die damalige Rinderherde, befand sich schon auf der Fläche. Im Verlauf von weiteren zwei Jahren sollte der Tierbestand dann auf rund 50 Rinder und 15 Pferde anwachsen. Wenn diese Kapazitätsgrenze der Fläche erreicht ist, wurden dann die neu geborenen Tiere zu weiteren geplanten Projekten abgegeben.

Dieses Beweidungsprojekt stellt eine große Herausforderung für den NABU Rheinland-Pfalz dar. Wegen der großen Bedeutung für den Naturschutz ist der Arbeits- und finanzelle Aufwand aber mehr als lohnend. Während die Anfangsinvestitionen aus zweckgebundenen Mitteln der Ersatzgeldzahlung vom Ministerium finanziert wurden, ist die Finanzierung der laufenden Unterhaltung des Projektes alleinige Sache der dafür extra gegründeten gemeinnützigen NABU Agrar Umwelt GmbH.

Die Kosten müssen nun über die landwirtschaftliche Bewirtschaftung finanziert werden. Dies stellt uns vor sehr hohe Anforderungen und auch Probleme der Finanzierung: Die Auflagen der kontrollierenden Behörden, wie dem DLR, ADD Naturschutzbehörden, Veterinärbehörden alle unter einen Hut zu bekommen und zu erfüllen stellt an uns sehr hohe Anforderungen und ist alles andere als leicht!

Da wir hart arbeiten, unsere Tiere mittlerweile händelbar sind, wir alles tun, damit es unseren Tieren in dieser Haltungsform auch gut geht, wir sie bei Verletzungen oder Krankheiten behandeln können, haben wir eine gute Zusammenarbeit mit diesen Behörden erreicht.

Sie möchten unser Beweidungsprojekt Schmidtenhöhe

kennen lernen? 

So finden Sie uns, wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

Für eine genaue Beschreibung öffnen Sie den Flyer_Anfahrt auf der linken Button_Leiste

  


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